Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.
Jesaja 40,3.10
Johannes der Täufer ist der Wegbereiter Gottes am 3. Advent. In der Wüste erhält er Gottes Ruf, an den Jordan zu gehen. Dort soll er Wegbereiter werden für den ersehnten Retter, den Gott schicken will. Er rüttelt die Menschen auf: „Kehrt um, ändert euer Leben, denn Gottes Reich ist ganz nahe. Bereitet euch vor auf den Messias!“ Johannes bereitet den Weg für den Messias Jesus vor. Diese Erzählung im Neuen Testament bezieht sich auf die Zukunftsschau des Propheten Jesaja aus dem Alten Testament. Im 40. Kapitel lesen wir: Eines Tages wird das Volk Israel aus dem Exil von Gott wieder nach Hause gebracht. Deshalb soll eine gerade Straße gebaut werden, die Berge werden geebnet und Täler erhöht. Wie Alpenautobahnen heute, die auf Viadukten Täler überwinden und in Tunneln durch Berge führen. Auf solch einem Weg sieht Jesaja, wie Gott sein Volk herbeiführt, gewaltig und ungehindert.
Dieser Wochenspruch lebt von zwei Gegensätzen. Hier die gewaltige Vision vom Heimweg des Volkes Israel. Dort der asketische Johannes, der allenfalls mit gewaltiger Stimme den Menschen ins Gewissen redet, die zu ihm an den Jordan kommen und sich taufen lassen als Zeichen: Ja, es ist mir ernst mit der Umkehr.
Bereitet dem Herrn den Weg.
Das ist unser Job. Jesus Christus, der Herr, will den Weg in mein Leben gehen. Ebne ich ihm den Weg? Na ja, es meine Wege sind krumm, wenn ich zweifle und wanke; Brocken von Schuld, Zorn, Ärger, die den Weg zu mir verschütten und die „ich schaff es nicht“-Berge. Welcher Ingenieur kann diese Berge versetzen? Wir brauchen einen Wegbereiter wie Johannes. Er sagt: Es reicht, wenn du umkehrst. Lass das Belastende hinter dir. Denk daran: Du bist auf Jesus getauft. Jesus Christus hat dir die Lasten abgenommen. Vertraue ihm. Dann ist dein Herz und dein Leben offen und vorbereitet für IHN.
Siehe, der Herr kommt gewaltig.
„Gewaltig“: kriegerische Machtdemonstrationen kommen mir da in den Sinn. Doch Gott kommt in einem kleinen machtlosen Kinde zu uns. Ich glaube, wir müssen am dritten Advent „gewaltig“ umdenken. Ich denke an drei überraschende Momente aus unserer Zeit: 1989 standen Menschen an und auf der Berliner Mauer. Die bewaffnete Grenzpolizei griff nicht ein, sah zu und öffnete schließlich die Sperren. 2021 ergaben sich die Regierungstruppen in Afghanistan kampflos den Taliban. Die westlichen Streitkräfte zogen sich zurück. 2024 in Syrien: Die aufständischen Truppen eroberten rasch und kampflos die Städte. Der Machthaber Assad flüchtete. Ich deute dies so: Jedes Mal eröffnete Gott einem Volk die Chance, die Geschichte neu zu schreiben, überraschend und mit einer anderen Art von Gewalt. Was Menschen daraus machen, ist eine andere Sache.
Gott wirkt durch Jesus Christus bis heute gewaltig unter uns. Erbitten und erspüren wir diese Gelegenheiten und handeln dann als Wegbereiter für Frieden und für Wege zueinander.
Zum Bild: Johannes der Täufer, Figur aus der Weihnachtskrippe der Schlosskirche Löhnberg. Foto: Wolfgang K. Leuschner