Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet (Psalm 66,20).
Dieser Satz - ein Werbespruch fürs Beten zum Sonntag Rogate („Betet!“). Der Psalmbeter erzählt, wie Gott sein Volk Israel am Schilfmeer vor dem Heer des Pharao gerettet hat. Er erinnert sich auch an spätere schwere Zeiten: Gefängnis, Sklaverei, Katastrophen. Doch dann schreibt er: „Aber du hast uns herausgeführt und neu belebt“ (Vers 12). Gott ist gut zu uns. Er hört uns, er sieht unsere Not und hilft.
Heute schon mit Gott gesprochen?
Ich weiß nicht, wie viele Menschen beten. Doch ich staune über Menschen, die mir von ihren Gebeten erzählen, von denen ich es nicht erwartet hätte. Immer wieder werde ich gebeten: „Schließen Sie mich in Ihr Nachtgebet ein.“ Neu sei nicht, dass der religiöse Glaube in unserer Zeit gefährdet ist, schreibt Jörg Zink in seinem Buch „Wie wir beten können“. Neu sei, dass der einzelne in seiner Praxis zu glauben und zu beten vereinsamt, da der andere neben ihm ebenso scheu verfährt. Dann lasst uns doch miteinander beten!
Gott verwirft mein Gebet nicht
Der Psalmbeter erwähnt die Rettung am Schilfmeer. Statt angesichts der Todesgefahr Gott anzurufen, hat das Volk Israel Mose beschimpft, dass er sie aus Ägypten geführt hat.
Auch heute erleben wir immer wieder verzweifelte Situationen. Da will kein Gebet mehr über meine Lippen kommen. Da regieren nur noch Angst und Ausweglosigkeit. Doch Paulus tröstet uns: „Aber der Geist Gottes tritt selbst für uns ein und bringt in wortlosem Seufzen vor Gott, was wir sagen wollen.“ (Römer 8,26). Gott hat seinem Volk geholfen und er wird auch uns helfen.
Gott ist gut zu uns
„Wie muss ich beten?“ Keiner „muss“ beten. Es gibt viele Beispiele und Vorlagen, wie wir beten können, aber es gibt keine Vorschriften, wie wir richtig beten, sodass es bei Gott ankommt. Gott ist Vielfalt gewohnt. So, wie er uns ohne Vorbedingungen liebt, hört und versteht er auch unser Beten, Stammeln oder Seufzen vorbehaltlos.
Zu Gott beten – darauf kommt es an
Kurz gesagt: Beten ist Reden mit Gott. Das bedeutet: Beten ist mehr als Sprechen mit einem Freund oder einer Freundin. Wenn ich bete, dann spreche ich mit jemandem, der weit mehr ist als ich. Er befindet sich jenseits meiner beschränkten menschlichen Möglichkeiten. Er hat Überblick und Weisheit, die ich nicht ansatzweise habe. Er ist eine Autorität, der ich mich anvertrauen kann. Vor ihm kann ich auf meine Allmachtsphantasien verzichten.
Er ist mir aber auch ganz nah im Reden, Schweigen, Hören, in einer brennenden Kerze und im wärmenden Sonnenlicht.
(Er-)hört Gott mein Gebet?
Auf meinen vielen Autofahrten als Reiseseelsorger hörte ich immer wieder das Lied „Er hört mein Gebet, hört auf mein Gebet …“ Ist das wirklich so? fragen wir, wenn unsere Bitten für uns selbst und andere nicht von Gott erhört zu werden scheinen. Gott ist kein Automat: Wunsch rein, Erfüllung raus. Bei all unseren Bitten sollten wir es Gott überlassen, wie er damit umgeht. Er, nicht ich hat den Blick dafür, was nottut. Dabei sollen wir durchaus beharrlich sein. Jahrelang betete ich um Frieden zwischen den pro-britischen Protestanten und den pro-irischen Katholiken in Nordirland. Und wirklich: Nach 30 Jahren blutiger Auseinandersetzungen wurde im Karfreitagsabkommen am 11. April 1998 Frieden geschlossen. Meine Fürbitten gingen in ein jubelndes Dankgebet über.
Warum sollte deshalb unser Gebet für die Ukrainer oder für Frieden zwischen den Palästinensern und Israelis vergeblich sein? Lassen wir uns überraschen, was Gott mit uns und ihnen vorhat. Er verwirft mein Gebet nicht. Er ist gut zu uns Menschen.
Möchtest Du mehr darüber erfahren, wie wir beten können? Dann sende ich Ihnen gerne mein Infoblatt „Wie beten wir?“ Schreibe kurz an meister4949@gmail.com.