Frieden stiften
Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Matthäus 5,9.
Wochenspruch zum Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr.
Die letzten drei Sonntage im Kirchenjahr gleichen einem Dreiklang. Am diesem Drittletzten Sonntag (10.11.) klingt die Friedenszusage von Jesus an. Am nächsten Sonntag, zugleich Volkstrauertag, betrachten wir, was geschieht, wenn Frieden fehlt. Wir gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt. Dazwischen begehen Christen die ökumenische Friedensdekade. Am letzten Sonntag im Kirchenjahr, dem Ewigkeitssonntag, bekommen wir zugesprochen: Nichts wird so bleiben, wie es ist. Jesus Christus verheißt uns einen neuen Himmel und eine neue Erde, in der Gerechtigkeit und Friede wohnen.
Frieden stiften – eine schwierige Sache
In der Bergpredigt tröstet Jesus Menschen, die sich für Frieden in einer zerrissenen Welt einsetzen: Ihr könnt euch glücklich schätzen. Denn für Gott seid ihr seine Töchter und Söhne. Das tut gut, denn wir erleben gerade, wie schwer es ist, Frieden zu stiften: In unserer Regierung, die an ihrer inneren Zerrissenheit gescheitert ist, am Krieg in der Ukraine, wo noch niemand auf einen gerechten Frieden hoffen kann und nicht zuletzt die unheilvolle Zerrissenheit zwischen Israelis und Palästinensern, deren Judenhass Europa zersetzt.
Was ist denn die Alternative zum Frieden? In der Umkehrung des Jesuswortes könnte ich schreiben: Tod und Elend stiften, die Hass säen und Krieg führen. Sie werden Kinder des Bösen heißen. Und diese Perspektive scheint im Moment die Oberhand zu gewinnen. Gerade deswegen ist Frieden für viele zum Sehnsuchtswort geworden. Doch wir sehen, wie uneins und ratlos die Entscheidungsträger wirken, um wieder Frieden zu stiften.
Frieden stiften – aber wie?
Frieden stiften mit Waffen in der Hand, um Selbstbestimmung, Identität, Kultur und Freiheit für unser Land zu bewahren?
Mit leeren Händen und Gebeten auf den Lippen sich ergeben?
Frieden stiften bedeutet nicht sich ergeben. Frieden stiften bedeutet: Um Frieden ringen, Bedingungen akzeptieren, die auf Augenhöhe weiterführen. Auch den Feind als Geschöpf Gottes würdigen und ihn Wert achten. Dasselbe aber auch vom anderen erwarten.
Frieden erringen und ihn bewahren ist ein schwieriges Geschäft. Deshalb brauchen wir diese Zusage von Jesus Christus, unserem Herrn: Frieden stiften, weil Gott selbst zum Frieden steht. Er gibt uns immer wieder Kraft dazu.
Eine friedliche Woche wünscht Euch
Pfarrer in Ruhe Wolfgang K. Leuschner