Die letzte Instanz für Schurken
Wochenspruch zum vorletzten Sonntag im Kirchenjahr
Was kommt?
Was kommt, wenn es mit unserem Leben zu Ende geht? Paulus hat sich im zweiten Korintherbrief des Neuen Testaments damit auseinandergesetzt. Wir tragen Verantwortung für das, was in unserem Leben und in der Welt gut ist und was schief läuft, schreibt er. Doch vor allem will er uns trösten.
Wir müssen vor dem Richterstuhl Christi erscheinen. Wann, das lässt Paulus offen. Christus wird uns zur Rechenschaft ziehen. Darauf liegt für Paulus der Focus. Unser Wochenspruch geht weiter mit dem Satz: „Dann wird jede Person erhalten, was sie verdient, je nachdem, ob der Mensch zu Lebzeiten Gutes oder Böses getan hat“ (V. 10b).
Letzte Instanz: der Gnadenstuhl
Auf dem Bild sehen wir den Gnadenstuhl. Gott sitzt auf einem Thron und trägt eine Königskrone. Früher haben Könige als oberste Richter Recht gesprochen. Auf seinem Schoß ist Jesus Christus am Kreuz. Gott hält ihn am Kreuzbalken. Am Gekreuzigten wird deutlich, mit welchen Maßstäben Gott richtet: mit Gnade, Barmherzigkeit und durch Vergebung der Sünden. Über Gott auf einer Girlande schwebt eine Taube, Symbol für den Heiligen Geist. Im Geiste Gottes wird Recht gesprochen.
Ein Richter spricht Recht. Ich glaube, der göttliche Richter handelt dabei so, wie ich es im schwäbischen Sprachgebrauch kenne: Er wird es richten. Er wird zurechtrücken, was in unserem Leben schiefgelaufen ist. Er wird uns aufrichten. Von Christus wissen wir, dass er die Sünde verurteilt, aber nicht den Sünder. „Geh hin und sündige hinfort nicht mehr“, sagt er zu der Ehebrecherin (Johannes, 8,11). Jesus vergibt ihr und fordert sie zu einem Leben ohne Sünde auf.
Und die Schurken dieser Welt?
Doch wie wird Christus mit den Mafiabossen verfahren, die über Leichen gehen, mit den Diktatoren, an deren Hände das Blut vieler Unschuldiger klebt, wie mit skrupellosen KZ-Wächtern, Drogendealern, Kinderschändern und Menschenhändlern? Ihre Opfer hoffen auf gerechte Strafe, wenn nicht vor irdischen Gerichten, dann wenigsten vor dem himmlischen als letzte Instanz. Der Teufel soll sie holen und in der Hölle schmoren lautet manch sehnlicher Wunsch. Ja, auch die Schurken werden sich vor dem himmlischen Gericht verantworten müssen. Doch wie lautet das Urteil? Ab in die Hölle?
Ich glaube, die göttliche Verhandlung mit den Schurken ist komplizierter. Oberschurken könnten in der Tat Vergebung erfahren. Denken wir an die beiden Verbrecher am Kreuz neben Jesus. Der eine verspottet ihn, der andere weist seinen Kollegen zurecht. Er kritisiert dessen gottloses Geschwätz und sagt: „Wir werden zu Recht bestraft und bekommen, was wir verdient haben. … Und zu Jesus sagte er: Denke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Jesus verspricht als Lohn für die klare Einschätzung seiner Schurkerei das Paradies. Jetzt! (Lukas 23, 40-43)
Doch leider spielen sich die Schurken meistens auf wie Götter und halten an ihren eigenen Gesetzen fest. Sie wissen, dass sie gegen öffentliches und göttliches Recht verstoßen, doch sie rechtfertigen das und haben keine Einsicht. Christus urteilt bei einer solchen Einstellung klar und deutlich: Er nimmt sie nicht an, weil sie nichts von ihm wissen wollen. Er überlässt sie ihrem eigenen Schicksal. In biblischen Bildern heißt dies: Sie werden dem Teufel übergeben. Im ewigen Feuer werden sie vernichtet in den ewigen Tod.
Die Lebensbasis in Gottes Reich sind Liebe, Barmherzigkeit, Fürsorge und Umkehr zum Leben. Im Reich der Schurken gibt es nur Gier, schrankenlose Macht, Unterwürfigkeit, Rache, Hoffnungslosigkeit, Vergeltung und Tod. Wer aussteigen will, bezahlt mit dem Leben. Jesus Christus als Richter trennt sie von den anderen ab und überlässt diese Schurken ihrem eigenen Schicksal, das sie in Ausweglosigkeit und Tod führt. Schaurige Logik des Bösen. Mancher Krimi gibt dafür drastische Beispiele.
Und wir?
Hier und heute können wir beginnen, um heil durch den göttlichen Prozess zu kommen. Paulus schreibt: Für uns ist es eine Ehrensache, Gott zu gefallen, es ihm recht zu machen. (Vers 9) Wie geht das? Mit uns selbst und miteinander nach den Maßstäben und Regeln Gottes verantwortlich umgehen. Dann können wir voller Zuversicht unserem Ende entgegensehen.


