Danke, Heinrich Bedford-Strohm
Zum Abschied vom Landesbischof der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern
Heute, am 10. November 2021, wurde die westfälische Präses Annette Kurschus zur neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt. Damit endet die siebenjährige Amtszeit meines obersten Chefs, der bisherige Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Fleißig, umtriebig und sozial engagiert, so sehe ich ihn. Seenotretter, Digitalbischof, Papstfreund betitelt ihn die ZEIT-Journalistin Evelyn Finger, die ihn Ende Oktober interviewte.
Ich schätze an Heinrich Bedford-Strohm sein soziales Engagement, seine verständlichen theologischen Gedanken und seinen Mut, über Facebook und YouTube Menschen zu erreichen und zu gewinnen. Ich kenne von ihm zwei Entscheidungen, die von der Öffentlichkeit kritisch aufgenommen wurden. Die Kritik kenne ich auch aus meinen Gesprächen im Begegnungszentrum in Pattaya. Deshalb möchte ich den ehemaligen Ratsvorsitzenden selbst zu Wort kommen lassen und zitiere Auszüge aus dem oben genannten Interview.
Marx und Bedford-Strohm legten auf dem Tempelberg in Jerusalem ihre Kreuze ab
ZEIT: Sie und Ihr Amtsbruder Marx (ernteten) heftige Kritik, weil sie auf dem Tempelberg in Jerusalem Ihre Kreuze ablegten.
Bedford-Strohm: Es hat uns beide geärgert, dass der Sachverhalt so verfälscht wurde: Auf dem Tempelberg war eine unvorhergesehene, extrem angespannte Situation, im Jahr zuvor hatte es dort wegen religiöser Provokationen am gleichen Feiertag Tote gegeben. Wir sind ohne unsere Kreuze in die Moschee, um nicht weiter zu eskalieren. Das ist dann anders ausgelegt worden – in einer Weise, die allem widerspricht, was ich bin und tue. Ich verstecke meinen Glauben nicht.
Die EKD finanziert das Schiff Seawatch 4 zur Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer
Bedford-Strohm: Entscheidend ist, ob wir die Liebe Gottes ausstrahlen, von der wir sprechen. Ob der Geist in uns auch Begeisterung bei anderen weckt.
ZEIT: Wo ist Ihnen das gelungen?
Bedford-Strohm: Sehr kirchenferne Milieus haben wir mit der Unterstützung der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer erreicht. Viele Jugendliche gewannen ein neues Bild von Kirche. Wir haben das aber nicht gemacht, um gut anzukommen, sondern weil es nottat. Mich sprachen Mütter an, deren Kinder aus der Kirche austreten wollten und es wegen der Seenotrettung nicht getan haben. Sie sagten: Endlich handelt die Kirche mal. Ich habe mich gefreut, aber auch immer gesagt: Die Kirche tut jeden Tag Gutes, es ist nur nicht in den Schlagzeilen.
ZEIT: Was sagen Sie Kritikern, die Ihr Engagement für Flüchtlinge zu politisch finden?
Bedford-Strohm: Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, den Dialog mit Kritikern zu suchen. Vom Evangelium her ist für mich klar: Wenn Jesus sagt, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, dann ist das eine klare Ansage. Dann kann ich nicht sagen, Glaube ist nur Gebet und Spiritualität, sondern muss mich für die Überwindung der Not einsetzen. Die Politik lässt sich nicht aus dem Glauben ausklammern. Das gehört untrennbar zusammen. Wenn ich in Tansania bei einer Predigt die Menschen, die wegen des Klimawandels unter Dürre und Hunger leiden, mit „liebe Schwestern und Brüder“ anspreche – kann ich nicht hinterher nach Hause fahren und vergessen, was ich gesagt habe.
DANKE; BRUDER HEINRICH BEDFORD-STROHM!